Karate Entstehung und Philosophie
Karate („Leere Hand“) ist eine Kampfkunst, deren Geschichte sich bis nach Okinawa (Japan) ins 19. Jahrhundert zurückverfolgen lässt. Die einheimische, okinawanische Selbstverteidigung (Ti) vermischte sich hier mit chinesischen Kampfkunst-Stilen zum Tōde. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand dieses seinen Weg nach Japan und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von dort als Karate über die ganze Welt verbreitet.
"Oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern liegt in der Vervollkommnung des Charakters des Ausübenden."
Karate in Deutschland
1954 gründete Henry Plée in Paris eine erste europäische Übungshalle (Dōjō) für Kampfkünste (Budō). Der deutsche Judoka Jürgen Seydel kam auf einem Judo-Lehrgang in Frankreich erstmals bei dem japanischen Meister Tetsuij Murakami mit Karate in Kontakt. Begeistert lud er ihn ein, auch in Deutschland zu lehren. Aus den Teilnehmern dieser Lehrgänge entwickelte sich zunächst innerhalb der Judo-Verbände eine Unterorganisation, die Karate lehrte. Aus dieser ging schließlich im Jahre 1961 der erste deutsche Dachverband der Karateka – der Deutsche Karate Bund (DKB) – hervor.
Den ersten Karateverein in Deutschland gründete schließlich Jürgen Seydel im Jahr 1957 unter dem Namen Budokan Bad Homburg, in dem u. a. Elvis Presley während seiner Armeezeit in Deutschland trainierte. Jürgen Seydel wird auch als „Vater des Karate in Deutschland“ genannt.
Die größte Ausbreitung des Karate in Deutschland gab es in den 1970er, 1980er und 1990er Jahren unter Hideo Ochi als Bundestrainer des DKB sowie der Nachfolgeorganisation DKV (Deutscher Karate Verein) – als Zusammenschluss verschiedener Stilrichtungen. Ochi hat somit das Karate in Deutschland Ende des 20. Jahrhunderts maßgeblich verbreitet und aufgebaut. So gründete er 1993 den DJKB (Deutscher JKA-Karate Bund), einen deutschen Ableger der Japan Karate Association (JKA).
Philosophie
Karate hat als Budōdisziplin einen spirituellen Kern aus weltanschaulichen Elementen des Zen und des Taoismus. Einen guten Einblick in die Grundsätze der Karate-Philosophie bieten die 20 Paragraphen des Karate von Gichin Funakoshi (Meister und Begründer des Karatedō-Kampfstils Shōtōkan-ryū und gleichzeitig „Vater des modernen Karatedō“ in Japan). Das Training des Geistes, des Charakters und der inneren Einstellung des Ausführenden sind Hauptziele im Karate. Dies wird auch durch den Leitspruch der Japan Karate Association (JKA) dargelegt: „Oberstes Ziel in der Kunst des Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern liegt in der Vervollkommnung des Charakters des Ausübenden.“
Stilrichtung „Shotokan“
Shōtōkan ist heute der mit Abstand am weitesten verbreitete Karatestil in Deutschland. Inhaltlich werden beim Karate Schlag-, Stoß-, Tritt- und Blocktechniken sowie Fußtechniken trainiert. Recht hoher Wert wird auf die körperliche Kondition gelegt, die insbesondere Beweglichkeit, Schnellkraft und anaerobe Belastbarkeit (kurze/intensive Anstrengung) zum Ziel hat.
Charakteristisch für die Stilrichtung Shōtōkan ist ein tiefer Stand, der dynamische und kraftvolle Bewegungen ermöglicht. Der tiefe Stand wird in erster Linie im Training der Grundschule Kihon, Kata sowie in den Basisformen des Kumite praktiziert. Hintergrund dessen ist, dass so die Muskulatur und die Bänder stets gedehnt werden, um eine hohe Reichweite zu erzielen. Jede Shōtōkan-Technik kann entweder als eine Angriffstechnik oder als eine Verteidigungstechnik eingesetzt werden.